Vor kurzem sah ich in einem kirgisischen Obst- und Gemüseladen einige kleine Salate, frisch sahen sie aus, steckten in winzigen Töpfchen und lebten dort vergnügt ihr Leben. Eigentlich bin ich selten salat-affin. Doch dieses Mal kaufte ich gleich drei Töpfchen, schnitt daheim die Blätter ab und zerkleinerte sie, Olivenöl drauf, etwas Salz und aß das mit Freude. Und seither stehen, das sind jetzt sieben Tage, die Töpfchen immer noch in der Küche. Es ist etwas grün dran, ich schnitt vielleicht zwei Zentimeter höher ab als ich gekonnt hätte, schon instinktiv glaube ich. Denn beim Betrachten dieses Grün kommt Freude auf. Da erinnere ich mich, vor zwei Wochen gab es im Dorfsupermarkt tatsächlich frischen Spinat. 70 Gramm für 2.-€.
Ich habe mir zwei Schälchen gegönnt. Und nun weiß ich auch, was das ist. Mir fehlt „Grün“. Grünes Zeug. Ich meine jetzt nicht Gurkenschalen. Nein, chlorophyllhaltiges Zeug. Hier ist seit Monaten alles hartgefroren, weiß oder leicht eingefärbt. Grün gibt es nicht. Auch die Nadelbäume sind nicht wirklich grün.
Das ist etwas, das mir fehlt. Und etwas anderes, das hat mir nicht gefehlt bisher. Jedoch, ich habe nun Freude dran, den Gesang von Amseln, das gibt es ja reichlich und stundenlang en´suite im Internet, nebenbei hier laufen zu lassen. Das gehört schon zu den Höhepunkten im abendländischesn Leben, daß man Amseln zuhören darf. Doch ich denke, daß es nicht viele Leute gibt, die wissen, was sie da schönes hören könnten. Hier gibt es keine Amseln.
Ich freue mich allerdings ziemlich sehr über die Gimpel, die sich nun an meiner Vogelfütterung einfinden, das hat etwas gedauert, sich sind jetzt Dauerkunden. Ich glaube, sie sind nicht so elegante Flugkünstler wie die Meisen und warten lieber drauf, daß etwas runterfällt. Es fällt viel runter.