Stary Ljadi
Stary Ljadi

Stary Ljadi

Da stehen sie an der Wand aufgereiht, wie Delinquenten, irgendwie wirken sie schuldbewußt und traurig. Vier Fläschchen Essigsäure, zweimal Flaschen Öl, drei Bierflaschen, zwei Weinflaschen, zwei Konservengläser, allesamt leer  – und ich merke gerade, wie sehr mir das antrainiert wurde in meinem Leben und nun hier im Ural als sinnlos-nostalgische Handlung ausgeführt wird. Mit einem Schuldgefühl, obwohl ich weiß, daß ich nichts dafür kann. Ich habe die Flaschen nach alter deutscher Tradition separat gesammelt, Altglas halt. An einem anderen Platz sammle ich die Verpackungen, welche einst in Deutschland in der gelben Tonne landeten, gewaschen und saubergemacht, wie es sich geziemte, damals in Deutschland.
Heute ist der Tag des Altglases! Ich packe also die Flaschen zusammen und dann werde ich später am Müllcontainer vorbeikommen und die Flaschen da reinschmeissen. Vielleicht rieche ich noch die Innereien der Heringe, die ich da vorgestern entsorgte. Erstaunlich, es kostet mich immer noch Überwindung, die Angelegenheit so ignorant und rustikal durchzuziehen, wie es die Russen tun. Es gibt keine Mülltrennung. Überhaupt nicht. Mit etwas Glück findet man eine Box für abgelaufene Batterien irgendwo. Das ist alles. Ich schmeiße meinen getrenntgesammelten Müll in einen einzigen Müllcontainer.

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