Ich habe letztes Jahr, als noch tiefer Winter war, bei einem „Landfreak“ eine Installation gesehen, die mich begeistert hatte: Aus einem Röhrensystem, das hell erleuchtet im Zimmer stand, wuchs in dicken Büscheln frisches grünes Zeug. Eßbare Pflanzen wie Spinat, Basilikum, Mangold, Petersilie und so weiter.
Tatsächlich sah ich so etwas schon im Internet, vermutlich ein Schweizer Produkt, für sündhaft viel Geld, also etwas weinger als 4.000,- €. Bei der Schweizer Variante war der Name des Genius Nikolas Tesla mit eingebaut, wie und was, das habe ich nicht begriffen. Bei mir liegt ein Bergkristall in der Nährlösung. Es gab nun zwei Möglichkeiten. Das Ding fertig kaufen oder für etwa 40% der Kosten die Teile erwerben und es selber bauen. Ich habe mit meinem Nachbarn einen Deal gemacht. Wir kaufen alles doppelt, er baut das zusammen, ich habe damit nichts zu tun und so hat er auch eines. Dieses System ist nicht ganz billig, das liegt schon an der Zahl der Komponenten. Auch die Bauanleitung musste ich erwerben. Nun steht diese Installation bei mir im Raum.
Einige Keime gehen bereits auf, werden grün und wachsen bereits schön an. Mit einer Pumpe wird die biologische öko-Nährlösung oben in die einzelnen Röhren geschickt und träufelt dann nach unten, bewässert und düngt die Pflanzen.
Außer, daß die Teile selber aus Plastik sind, ist das System ansonsten „BIO“, hat also nichts mit Monsanto und ähnlichen Verbrechern zu tun.
Der Schnee draußen schmilzt rasant dahin und so scheint manches, was erst letzte Woche war, schon aus einem anderen Leben zu sein…..
Ich renoviere ein uraltes Küchenbuffet. Und um die schwereren Teile zu meinem Sommerhaus zu bekommen, musste ich diese auf einen Schlitten laden und die dreihundert Meter dorthin ziehen. Die Wege sind im Moment für Autos unpassierbar, es ist auch zu Fuß schon eine schwierige Übung. Und der Weg ist sehr holperig und oft fällt was vom Schlitten. Dann sehe ich mich genötigt, laut zu fluchen. Selbst wenn man allein ist, gibt es Gründe für Ungeduld und Ärger, doch niemand sonst ist da und man richtet den Ärger gegen sich selber, eine interessante Übung…..
Das Unterteil des Küchenbuffets kann ich jetzt nicht zu meinem Haus bringen, dafür muss der Weg erst abtrocknen. Den richtigen Zeitpunkt habe ich verpasst. Vielleicht morgen früh, wenn der Wetterbericht stimmt, wird es minus 8° haben, da ist dann alles schön hart und für die Schubkarre geeignet. Da werde ich das probieren.
Mittlerweile ist der Schnee fast vollkommen weg, kleine Wasserläufe und Bächlein halten den Schlamm jedoch weiterhin frisch und große Pfützen sammeln das Wasser. Ich habe die Winterstiefel nun weggetan und gehe barfuß.
Es fällt mir auf, daß das Pfützenwasser teilweise bis zu meinen Knien hochspritzen kann. Das ist nicht, weil ich so renne oder haste, ich will nicht ausrutschen und hinfallen. Das Wasser spritzt zwischen dem großen und dem zweiten Zeh nach oben. Wenn die Röhre des Hosenbeins es zuläßt, kommt so ein Strahl auch in der Hose bis fast zum Knie hoch. Das war vor Jahren schon der Grund, in Russland nicht mehr überall barfuß zu laufen: Der Schlamm. Ich kann nicht bei anderen Menschen ins Haus kommen mit jeweils einem Kilo Matsch und Dreck an jedem Fuß……
Ich gelange nun wieder leichter an Wasser und brauche nicht mehr so geizig zu sein, also kann ich am Eingang meines Sommerhauses auch eine Wanne mit Wasser hinstellen, um die Füße zu waschen. Oft denke ich an Jesus und die Jünger und an die Fußwascherei, was für eine schöne Geste, den Gästen die Füße zu waschen…..
Das Pfützenwasser ist wärmer als man denkt, das nasse Gras neben dem Schnee ist viel kälter.
Der Film des jungen Menschen, Vladimir, der Mann ohne Arme, hat bei einem Filmwettbewerb in Cheljabinsk bereits die Endrunde erreicht. Ein schöner, stiller Film über ein buddhistisches Zentrum irgendwo hier im Ural. Die Musik ist aus meinem Archiv, also von mir und Matthias, meinem DuoPartner seit Jahrzehnten. Bei dem Film, den er über sich selber produzierte, sind die Untertitel, welche automatisch erzeugt werden, so schlecht verständlich, daß ich eine Dolmetscherin in Perm gebeten habe, mir den Text vom Russischen her „anständig“ zu übersetzen, mein Russisch ist zwar inzwischen etwas besser geworden, doch für eine plausible Übersetzung reicht das nicht. Diesen deutschen Text werde ich dann als Untertitel auf den Film bringen, bzw lassen und de Vladimir zur Verfügung stellen. Er ist ein Stern am Himmel der Menschheit, da sollten viel mehr Leute sehen und erspüren können.
Nächste Woche wird sich ein anderer Nachbar, der Naturprodukte verkauft, ein gelernter Ingenieur, meine Hausbausituation anschauen, ich habe von nichts Ahnung und bin um Hilfe froh. Der Gedanke an einen Brunnen und eigenes Wasser, der macht mir Freude.