Eine lange Pause seit dem letzten Eintrag. Dies ist dem Umstand geschuldet, daß ich mir vornahm, erst dann weiterzuschreiben, wenn es mir gelingt, ohne Emotionen auf das Geschehene zu schauen.
Die Lehre in diesem traumhaft schönen Sommer mit zehn Wochen täglich tiefblauem Himmel und täglich über 30°, nachts teilweise an die 20° und etwas darüber ist die, daß ich in Lyubimovo mein Haus nicht bauen werde. Diese Erkenntnis überkam mich, als bereits der zweite Eisenpfahl fürs Fundament in den Boden gedreht wurde, quasi im letzten Moment. Ich liebe sehr mein Grundstück und ich werde sehr traurig sein, diese Erde wieder zu verlassen. Doch ich passe hier nicht her. Nun suche ich nach einer Alternative, einem Grundstück an dem Ufer eines Flusses oder einem der vielen Seen hier im Ural. Das gibt es ja hier alles reichlich.
Erleichtert bin ich über die Information, daß die von meiner Ehefrau im Turbo-modus eingereichte und vollzogene Scheidung nicht meinen Aufenthalt und Status gefährden. Es gab reichlich Warnungen vor dieser Gefahr. So schön der Sommer war, so beschissen war er gleichzeitig auf anderen Ebenen. Einen Gedanken, Russland den Rücken zu kehren nach den Erlebnissen, den habe ich absolut noch nicht gehabt.
Nun zu den kreativeren und schöneren Aspekten. Der letztes Jahr von „meinem“ Regisseur Aleksej Romanov gedrehte Film wurde nun präsentiert und erzielt schöne Anerkennungen.
Kommentar: Alexey Romanovs Film „Live in Lyubimovo“ über den deutschen Musiker Klaus Burger, der auf dem russischen Land lebt, erhielt einen Sonderpreis des neuen Online-Dokumentarfilms ARTEL.DOC „Für eine stimmungsvolle Dokumentargeschichte über einen Ausländer in Russland“. Und der Regisseur bekam den „goldenen Nanuk,“ einen hohen Preis, bei dem Filmfestival „Flahertiana“ welches im September in Perm stattfand. Weshalb so oft Leute aus dem Medienbereich kommen und mich filmen, das ist deren Geheimnis. Da findet einiges statt und einiges wird storniert, das ist wie auf einem Bahnhof, ein hin und her. Es gibt, wen es interessiert, es ist halt auf Russisch, künstlerisch ambitionierte Eindrucksvideos aus dem Okhansk Rayon, das ist meine Gegend, wo ich ebenfalls meine Gedanken aufsage. Hier die Links:
https://disk.yandex.ru/i/OWRtUAdOAT3CBA
https://disk.yandex.ru/d/hkC7_kD8gSL6kA
Ich werde den nächsten Winter, der seinen Auftritt schon erkennbar systematisch vorbereitet, wieder in dem Haus vom verstorbenen Pascha verbringen. Ob das der dritte oder der vierte ist, weiß ich gar nicht.
Der enorme Sturm hat zwei riesengroße Birken abgebrochen. Ich hatte sehr viel Gelegenheit, mich körperlich zu verausgaben. Da niemand dabei ist, beschränkt sich bei solchen Tätigkeiten meine Kleidung auf Handschuhe. Die Alternative wäre dicke schwere Kleidung, und das in der prallen Sonne bei 33°. Diese Alternative hätte den Vorteil, daß der dazu auch noch sehr schmerzhafte Stich einer großen Bremse, die sich auf dem Arsch niederläßt, nicht stattfindet. Das ist eine schwierige Übung, vorne eventuell in blöder Haltung die schreiende Kettensäge, die man nicht loslassen kann und hinten die Bremse am Blutabzapfen. Und ich habe tausende von Herkulesstauden mit den Wurzeln ausgegraben, ebenfalls unbekleidet, allerdings mit Flip-Flops. Verbrannt habe ich mich kaum an den Pflanzen, nichts anzuhaben ist förderlich für ein Training in beherztem Vorsichtigsein.
https://youtu.be/zq-zwHKWXyk
Und jetzt gibt es Brennholz reichlich. Und mir tut etliches weh, auch wenn das nun schon wieder drei Wochen her ist.
Ich empfehle an dieser Stelle nochmals den Blog von Michael Sailer. Dort habe ich mich in den Kommentaren zum Geschehen der Außenwelt verschiedentlich und gerne geäußert.
https://sailersblog.de
Hallo Klaus,
ganz herzliche Grüße aus Baden-Baden.
Ich bin immer wieder über Deinen Mut und Deine Einstellung dem Leben gegenüber begeistert. Dein im Video gezeigtes Sommerhaus erinnert mich, wie Du es angesprochen hast an Arbeiten von Dir, umgesetzt mit Spiegelscherben und auch als gemalte „Sonnenkreise“ über die wir ja, vor 25 Jahren gesprochen haben. Dieses Jahr wohnen wir auch 25 in unserem Haus. Du magst es als Stillstand betrachten, wir als den Hafen den wir immer gesucht haben.
Natürlich unterscheiden sich die Lebensweisen dramatisch von einander, und doch kann ich meine Bewunderung für Deine Schritte nicht leugnen.
Die erlangte Freiheit von Raum, Ort und Gedanken ist grenzenlos.
Ich wünsche Dir weiterhin so viel Inspiration und Tatendrang.
Alles Gute und vor allem Gesundheit. Gruß Guido
Lieber Guido
Ich danke für die freundlichen Zeilen. Das tut mir gut. Es wurde viel Schlechtes über mich erzählt in Baden-Baden. Vielleicht schreibe ich bald wieder Blog, denn es bewegt sich „etwas“
Herzliche Grüße aus der Taiga
Hallo Klaus, mein Name ist Dieter und ich bin im Nachbarort von Rudi Meinl aufgewachsen. Seit vielen Jahren spiele ich Tuba, aber nur als Amateur und Rudi hat mir mal von dir erzählt. Ich finde deine Sichtweise der Obertöne der Blechblasinstrumente als eine unendliche Folge sehr interessant. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich dabei um eine Teilmenge der rationalen Zahlen handelt, welche auch unendlich ist. Die Menge ist also abzählbar unendlich. Nun ist aber bekannt, dass es auch andere unendliche Mengen gibt, welche überabzahlbar sind, wie z.B. die Menge der reellen Zahlen. D.h. es gibt unterschiedliche Arten von Unendlichkeit. Frage: Gibt es auch für eine überabzahlbar unendliche Menge eine Entsprechung in der Musik? Hast du auch mal darüber nachgedacht? Viele Grüße aus Franken, Dieter
servus Dieter
ich kann beim besten Willen keine Antwort geben. Und wenn es nun abzählbar und überabzählbar gibt, so hat mich das bisher auch nicht beeinflusst.
Zum Beispiel heißt es irgendwo, daß „Gott den Menschen schuf, sich selbst zum Bilde“ und ich verstehe, daß der Grundton sich in der ersten Oktave wiedererkennen kann. Unhd so weiter. Schöne Grüße aus der Taiga